UNTER'M DACH
Paul ist noch nicht müde, nein, Paul ist hellwach
dreht sich in seinem Bettchen um
und denkt darüber nach
warum haben in Afrika die Kinder immer Hunger
geht Papa nicht mehr zur Arbeit
und schläft seitdem auf dem Sofa
schießen Cowboys im TV immer die Indianer ab
und steigt mein Hündchen Willi
nicht heraus aus seinem Grab
den hat die Mutti vor drei Tagen in der Einfahrt
übersehen, nach Schnaps riechend bemerkte sie:
„Der hört jetzt die Engel singen!“
Vati hat mir noch geholfen
beim Schaufeln von seinem Grab
wir hörten, wie sich die Mutti in der Küche übergab
Oh Sandmann, vergesse mich nicht
ich lieg’ im Bettchen und dort wart’ ich auf dich
streu’ mir mit deinem Sand ordentlich die Äuglein zu
dann schlaf’ ich ein und habe endlich Ruh
Wieso legt Omi ihre Zähne abends in ein Wasserglas
zieht dann furchtbare Grimassen
und glaubt noch mir mache das Spaß
wieso habe ich den Opi eigentlich nie bei ihr gesehen
er mag der schmalbärtige Soldat sein
den hat sie auf dem Nachttisch stehen
ich sprach sie auf’s Bild an
da hob sie ihren rechten Arm
kam in die off ’ne Lampenfassung
mit rauchendem Haar und ohne Zahn
Oh Sandmann, vergesse mich nicht
ich lieg’ im Bettchen und dort wart’ ich auf dich …
Paulchen zählt Schäfchen, Paul liest ’n Buch
er schläft dennoch nicht ein
schleicht durch die Wohnung und sucht
nach seinem Bruder, der pennt meistens auf dem Flur
denn der kommt immer spät nach Haus und schaff t’s
dann oft nicht bis zur Tür
morgens sitzt er dann völlig zerknautscht
am Küchentisch, Stufenabdruck in seinem Gesicht
oft mit nem blauen Auge und strähnigem Haar
neuerdings im Weihnachtsmannkostüm und ruft :
„Ein-Euro-Job wie wunderbar“
Oh Sandmann, vergesse mich nicht
den Weihnachtsmann den gibt’s ja gar nicht
streu’ mir mit deinem Sand ordentlich die Äuglein zu
dann schlaf’ ich ein und habe endlich Ruh
Oh Sandmann, vergesse mich nicht
ich lieg’ im Bettchen und dort wart’ ich auf dich …
Zu Weihnachten wünscht Paul sich ein echtes Pferd
die Adresse vom Sandmann und ein scharfes Schwert
er stellt sich schon vor, wenn er ihn dann hat
dann schneidet er ihm nach Indianerart
die Augenlider ab
dann kann der ja mal sehen, wie das so ist,
wenn man alles sehen muss, den ganzen Mist
Oh Sandmann, vergesse mich nicht
ich lieg’ im Bettchen und bin böse auf dich
streu’ mir mit deinem Sand ordentlich die Äuglein zu
dann schlaf’ ich ein und habe endlich Ruh
Oh Sandmann, vergesse mich nicht
Ich lieg’ im Bettchen dort wart’ ich auf dich …
Lerbs: Gitarre, Gesang // Martin: Bass // Mathi : Cajon